Vom Lein zum Leinen

In dieser Ausstellung wird von Faserlein - Flachs - berichtet.
Bereits im 13. Jahrhundert hatte der Leinanbau in der Oberlausitz größte Bedeutung. Der damals angebaute Lein, Flachs genannt, diente in erster Linie der Fasergewinnung. Die Flachsfaser ist strapazierfähig, hautfreundlich, atmungsaktiv, schmutzabweisend, von edlem Glanz und langlebig. Flachs war mit 18% Anteil die wichtigste Pflanzenfaser neben Schafwolle mit 78%.

Hofmuseum Schanze

Gezeigt werden in der Ausstellung ausgereifte Ganzpflanzen mit Kapseln. In der Vorzeit gab es nur eine Leinpflanzenart. Die Stängel dienten der Fasergewinnung und die Kapseln zur Samen- und Ölgewinnung. Die Züchtung beeinflusste die Pflanzen, man züchtete zwei Arten: den Öllein und den Faserlein.

Öllein

Öllein bildet kürzere, gedrungene und verzweigte Pflanzen mit vielen großen blauen Blüten und zahlreichen großen Samenkapseln. Seine Samenkörner sind doppelt so groß und schwer wie die des Faserleins. Er wird gemäht und gedroschen und bringt einen Ertrag von 12-15 dt/ha.

Faserlein

Faserlein ist von höherem Wuchs. Er hat weniger Kapseln (Bollen) und kleinere Körner. Die Pflanzen werden gerauft, das heißt mit Hand mit der Wurzel herausgezogen - dadurch bleibt die volle Länge der Faser erhalten. In der späteren Entwicklung wurde eine Flachsraufmaschine gebaut.
Der Flachs wurde in Reihen auf dem Feld abgelegt und blieb 1-2 Tage auf dem Boden liegen. Dabei wurde der Flachsstängel hart. Danach wurde er ungebunden zu Puppen zusammengestellt und blieb 2-3 Wochen auf dem Feld stehen. Dann erst wurde er gebunden und abgefahren. Zum Binden durften keine Strohseile verwendet werden. Die Flachsgarben wurden eingefahren und in der Scheune gelagert. So konnte er nachreifen.

 

Das Riffeln

Dazu wurde auf der Scheunentenne eine Plane ausgelegt (Bollentuch) und zwei Holzböcke darauf gestellt, auf denen der Riffelkamm (Reffeisen) lag. Kleine Flachsbüchel wurden mit Hand durch den Eisenkamm gezogen, um die Kapsel abzustreifen. Die Kapsel konnte auf der Plane nachtrocknen, leicht mit dem Dreschflegel bearbeitet werden oder mit der Hand zerrieben werden. Mit Hilfe der Windfege oder der Schwinge (Schleuderkorb - Worfelkorb) wurde die Spreu vom Leinsamen abgeblasen. Hier ist der Leinsamen nur das Nebenprodukt. Er dient als Saatgut oder wurde kalt gepresst zu Leinöl. Das Haupternteprodukt aber ist die Faser.

Das Rösten

Das Rösten ist eine biologische Verrottung, ein Fäulnisprozess, wobei sich der holzige Kern von der eigentlichen Faser löst. Die Stoffe, die die Fasern zusammenhalten, werden zersetzt.
Dazu legt man den geriffelten Flachs ohne Kapseln ins Freie (am Besten auf eine Wiese) und überließ ihn 2-5 Wochen dem Einfluß von Tau und Sonne (Tauröste), wobei er ab und zu gewendet wurde. Oder man legte die Pflanzen für 1-2 Wochen in einen stehenden Tümpel. Durch die einwirkende Feuchtigkeit verotteten die Flachsstängel - sie "rösteten". Wurden die Stängel rissig, nahm man sie zum Trocknen heraus.
Der Begriff "Rösten" kommt sicher daher, weil das Trocknen der verrotteten Stengel früher in einer Leindarre erfolgte. Hier wurde die trockene Wärme durch eine Feuerung erzeugt. Diese Leindarren (eine Art Backofen) standen wegen der Brandgefahr stets außerhalb der Dörfer.

Das Schwingen

Anschließend werden die Fasern vom Stroh getrennt. Dieser Vorgang wird auch Schwingen und Hecheln genannt. Kurze Fasern eignen sich zur Fertigung von Seilen, lange Fasern zur Herstellung von Leinen. Beim Spinnen werden die einzelnen Fasern zu Fäden versponnen.

 
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